„Knight Rider“: Als das Auto sprechen lernte
Lesezeit ca.: 4 MinutenWenn Hollywood Autos entwirft, dann wird’s verrückt… Obwohl, viele Film-Erfindungen sind tatsächlich automobile Realität geworden. Wir zeigen in unserer Blog-Serie, wie „Zurück in die Zukunft“, „Batman“ & Co. die Automobilwelt von heute beeinflussten. Teil 7: „Knight Rider“.
08. Januar 2021Die Cops trauen ihren Augen nicht. Der schläft doch nicht etwa? Am Steuer? Unmöglich, steuert der schwarze Wagen doch rasant und elegant die Kurven einer Serpentinenpiste hinunter. Aber warum hat der Fahrer die Augen geschlossen und den Kopf an die Seitenscheibe gelehnt? Bei einer Fahrzeugkontrolle versichert der Fahrer dann aber glaubhaft, er sei seinen Pontiac Firebird natürlich selbst gefahren, habe sich aber den Nacken verrenkt, daher die seltsame Kopfhaltung. Die Highway-Polizisten sind zufrieden, lassen den Mann weiterfahren. Was sie natürlich nicht wissen: Als der Fahrer, ein gewisser Michael Knight, wegfährt, unterhält er sich im Cockpit – mit seinem Auto.
Diese Szene in einer der ersten Folgen der Serie „Knight Rider“ zeigte schon, wer der eigentliche Star des neuen TV-Formats war: Nicht Schauspieler David Hasselhoff, der den Ex-Cop und ritterlichen Retter zu Unrecht Verfolgter, Michael Knight, spielte. Sondern K.I.T.T., sein Auto. Der schwarze Pontiac Firebird Trans Am war von den Entwicklern einer fiktiven, geheimen Verbrechens-Bekämpfungs-Organisation mit so vielen speziellen Sonderausstattungen ausgerüstet worden, dass selbst die Fahrzeuge von James Bond oder das Batmobil blass dagegen aussahen.
K.I.T.T. – ein besonders visionärer Prototyp
Kein Wunder, dass K.I.T.T. – die Abkürzung steht für „Knight Industries Two Thousand“ – zu einem der populärsten Automobile der Filmgeschichte wurde. Und zu einem besonders visionären Prototyp, der viele künftige technische Entwicklungen in der realen Automobilwelt vorwegnahm. Die Macher der Serie bewiesen Anfang der 80er Jahre – die Serie wurde Ende der 70er konzipiert und lief in den USA 1982 an, in Deutschland 1985 – großes prophetisches Talent.
Denn das Besondere an K.I.T.T. waren nicht Standard-Action-Features wie Schleudersitz oder Turbo-Boost-Antrieb. Sondern seine Intelligenz. Das Auto war das erste künstlich intelligente Fahrzeug der Welt, Emotionen und Sprachwitz inklusive. K.I.T.T. war somit eigentlich kein Auto, sondern eine Serienfigur. Rückblickend erscheint es nur logisch, dass K.I.T.T. als kongenialer Partner von Michael Knight die Herzen der Fans eroberte.
Vorbote aktueller Automobil-Trends
Das reale Basisfahrzeug Pontiac Firebird wurde bereits in den 60ern von General-Motors-Manager John DeLorean entwickelt. Dessen spätere Sportwagenfirma DMC schuf mit dem DeLorean DMC-12 jenes berühmte Auto, das in den „Zurück in die Zukunft“-Filmen zur Zeitmaschine aufgemotzt wurde. Der Pontiac aus „Knight Rider“ wiederum konnte zwar noch nicht in die Vergangenheit oder Zukunft reisen. Doch auch seine Modifikationen waren Stil- und Film-prägend. Das rot leuchtende Scanner-Lauflicht an der Front, das flugzeugähnliche Cockpit, die zahlreichen Screens und Tasten wurden vom Industriedesigner Michael Scheffe entworfen, der dann auch den DMC für „Zurück in die Zukunft“ in eine Zeitmaschine verwandelte – Fluxkompensator inklusive.
Ein Blick ins K.I.T.T.-Bedienhandbuch zeigt: Das Auto war ein Vorbote aktueller Trends – und verträumter Spielereien. Es war Dank eine Panzer-Versiegelung unzerstörbar; ein Spezialantrieb ließ das Fahrzeug springen, ein Ski-Modus auf der Seite fahren; ein Scanner ließ es um die Ecke blicken; ein „Silent Mode“ verringerte das Motorgeräusch; ein „Comlink“ ermöglichte die Kommunikation zwischen Auto und Fahrer via Armbanduhr; der „Microjam“-Prozessor hackte sich in elektronische Systeme. Dazu kam und kamen die Fähigkeit, Telefonate abzuhören, eine Amphibien-Funktion, der obligatorische Schleudersitz, CO2-Düsen zum Löschen von Bränden, Öl-Düsen, um Verfolger ins Schlingern zu bringen, ein eingebauter Geldautomat. Und eben: die künstliche, fast schon menschliche Intelligenz des Bordcomputers.
Remote-Apps, Umgebungs-Überwachung und Notbremsassistent
Gepanzerte Fahrzeuge waren 1982 in der Realität nichts Neues mehr. Schon 1930 wurde ein gepanzerter Mercedes vom Typ 770 für den japanischen Kaiser Hirohito produziert. Heute fährt jedes Staatsoberhaupt mit einer solcherart armierten Karosse. Auch Amphibienfahrzeuge wurden bereits im 19. Jahrhundert entwickelt – erwiesen sich aber nie als wirklich praktikabel. Und die Möglichkeit, das Fahrzeug fernzusteuern, bleibt mittlerweile nicht nur Actionhelden wie Michael Knight vorbehalten. Bei Volvo kann per Smart Watch auf das Fahrzeug zugegriffen werden. Mercedes, BMW und Tesla haben „Remote Parking“, also das Einparken via Smartphone-App, im Angebot.
Und Remote-Apps, die bei der Suche des Autos helfen und die Möglichkeit bieten, die Standheizung anzuschalten, gibt es mittlerweile bei vielen Herstellern. Auch ein Modus, der die Umgebung überwacht, ist Bestandteil aktueller Assistenzsysteme. Radar- und Lidarsysteme sowie Wärmebildkameras erstellen im Millisekundentakt Bilder der Umgebung in Echtzeit. Und falls sich bei nächtlicher Fahrt ein Reh dem Straßenrand nähert, greift im Zweifel der Notbremsassistent ein.
Entwicklung von Assistenzsystemen fürs autonome Fahren
Auch K.I.T.T. vermeidet jeden Unfall – es sei denn, der Fahrer befielt die Kollision. Davon ist Michael Knight natürlich weit entfernt – er macht lieber ein Nickerchen. Und aktiviert damit eine Funktion des autonomen Fahrens, mit der die Macher von „Knight Rider“ ihrer Zeit besonders voraus waren. Heute entwickelt die Automobilindustrie mit Hochdruck Assistenzsysteme zum autonomen Fahren. Die sind nur mithilfe von künstlich intelligenten Algorithmen zu realisieren. Also mit Computerprogrammen, die stetig dazulernen und die Maschine, in der sie eingesetzt sind, intelligenter machen. Natürlich nicht so intelligent wie K.I.T.T. Das TV-Serien-Auto denkt und spricht nicht nur, es diskutiert auch. Das wäre Autofahrern in der Realität vermutlich doch zu viel des Guten.